Der Grenzstein-Pfad

Präsentation

Geschichte der gemeinsamen Grenze von Les Fourgs und Sainte-Croix

Das Plateau des Fourgs und der Granges von Sainte-Croix, welches über tausend Meter Höhe liegt, kennt keine Grenzen. Auf beiden Seiten der territorialen Grenze ist Kalkstein vorhanden, der Wald und die Weiden stehen in der gleichen Harmonie zueinander und der Lebensraum zeigt die gleiche Anpassung an das raue Klima… Doch im Laufe der Jahrhunderte hat dieser begehrte Weg zwischen Frankreich und der Schweiz vieles erlebt: Konflikte, Invasionen, Abmachungen…

Machen Sie sich auf den Weg um die wiederauflebende Geschichte dieser Grenze und die Facetten einer Region zu entdecken, welche langsam und mit viel Ausdauer vom Mensch gebaut wurde…

Die Geschichte der Besiedlung und der Besetzung vom Plateau Les Fourgs

Auf den Spuren der historischen Wege

Obwohl bis heute keine gallo-römische Siedlung auf den Höhen der Fourgs bekannt ist, scheint es jedoch wahrscheinlich, dass eine der ältesten Überquerungen zwischen Gallien und Helvetien über das Plateau der Fourgs erfolgte.

War die Beuffarde eines der ersten Wohnhäuser vom Plateau Les Fourgs ?

Ein alter Weg führte von Jougne zu den Hôpitaux-Vieux, dann gelangte man über die Béridole nach Les Fourgs und weiter durch Les Granges-Berrard, Le Gros Vitiau und dem Val de Travers. Ein anderer Weg, um in die Schweiz zu gelangen, kam von Pontarlier und über die Gauffre nach Les Fourgs.

Der Ursprung der Besiedlung

Im Mittelalter, in Verbindung mit den beiden Hängen des Juraberges, erlebte das Plateau von Les Fourgs eine doppelte Besiedlung. Eine aus dem Westen, bestehend aus «romanischen Männern», die von den Herren Henri de Joux im 13. Jahrhundert in der Ortschaft «les Fours de Gilmart» (das heutige Dorf) bewohnt wurden. Der andere aus dem Osten stammende, bestehend aus «deutschen Männern», dessen Einführung zu günstigeren Bedingungen von Jean de Blonay, Herr von Joux, begünstigt wurde. Dieser vollendete 1337 die Kolonisierung des Plateau des Fourgs. Im Jahr 1368 wurden die «romanischen Männer» und die «deutschen Männer» durch die Freiheitsurkunde von Vaucher de Vienne auf eine einheitliche Stufe gestellt. In der Folge schlossen sich weitere Gemeinschaften dem Gebiet der Fourgs an: «Suess», von denen man annimmt, dass sie Helvetier oder eher Juden waren und schließlich die «Savoyer», die die Besiedlung des Plateaus vollendeten.

Die Menschen haben lange Zeit das Holz der Wälder für die Herstellung von Kohle benutzt. Das ganze Know-how der Kohlearbeiter bestand darin, den Boden vorzubereiten, Teile der Buchenstämme um einen zentralen Schornstein herum zu stapeln und mit feiner Erde zu bedecken, die von Wurzeln und Steinen befreit war.

Die Rodung in Abschnitten

Im 12. Jahrhundert gab es auf dem Plateau des Fourgs zwei Hauptwohnsitze:

«Les Fourgs Gillemart» war der Ort des ersten Wohnsitzes, Kreuzungspunkt der antiken Strassen und, in der damaligen Sprache als «bourg-vieux» oder «bor-vis» bezeichnet. Der lokale Historiker Camille Aymonier scheint in der Wurzel «bor-vis» den Ursprung des heutigen Namens der Bewohner von Les Fourgs, die mit dem Spitznamen «Bourris» bezeichnet werden, gefunden zu haben. «Le Four Seigne-Viffard», der später zur «Beuffarde» wurde

Die Existenz zahlreicher Weiler in der Nähe des Dorfes Les Fourgs ist charakteristisch für die aufeinanderfolgenden Abholzungen, welche vom zentralen Punkt im heutigen Dorf ausgehen. Diese von den «romanischen Männern» im 12. Jahrhundert im nördlichen Teil eingeleitete und später von den «deutschen Männern», im 13. Jahrhundert, bearbeitete Rodung, wird nach der sogenannten Streifen-Methode erfolgen, welche strahlenförmig vom «bor-vis» oder dem heutigen Dorf ausgeht.
  •  - © Eric Chambettaz

Der Wald und die Herstellung von Pech

Mythos und Wert des Pechs

Am Ende des ersten Kreuzzugs, um das Jahr 1100 und bis etwa 1350, war der Ehrgeiz eines jeden Lords, eine so zerstörerische Waffe zu besitzen wie das «Feu Grégeois», das die Kreuzfahrer terrorisiert hatte.

Einer seiner Bestandteile, das Fichtenharz, auch «Pech» oder «Pège» genannt, wurde zu einem strategischen Produkt und im Wesentlichen für den kriegerischen Gebrauch reserviert. Sein Abbau existierte in allen bewaldeten Gebieten und war unter Kontrolle und Aufsicht der Herren und Klöster, die das Monopol auf diesem Sektor hatten und ihn zu einem Steuer-Objekt machten.

Der Wald: erster Reichtum und industrieller Einsatz

Ursprünglich war das Plateau des Fourgs vollständig bewaldet und eine der ersten Industrien, die durch die vorhandenen Archive bekannt wurde. Es war die Ausbeutung des sogenannten Pechs «de Bourgogne» zugunsten der adligen Herren von Joux. Das Pech, ausgeschieden von den frisch eingeschnittenen, rissigen und entrindeten Fichten, verhärtet sich durch die Einwirkung der Luft. Diese Sammelmethode mit der Bezeichnung «gemahlenes Pech oder weisses Pech» ergibt leider nur einen geringen Ertrag. Das «schwarze Pech» oder auch das behandelte Pech stammte aus dem Betrieb der Pechöfen, deren Herstellungsverfahren folgendermaßen aussah: die frisch geschlagene Fichte wurde zu Holzscheiten zerkleinert. Diese wurden auf einen grossen, flachen und dünnen Lavastein gelegt und darunter wurde ein Feuer angezündet. Unter dem Einfluss der Hitze wurde das Harz, mit dem die Holzscheiten imprägniert waren, freigesetzt. Das auf dem erhitzten und geneigten Stein fließende Harz wurde in einem im Ton ausgehöhlten Loch gesammelt und die Holzscheite wurden dann als Brennstoff verwendet.

Die Fichte und der Tannenbaum bilden, zusammen mit der Buche, den mehrheitlichen Wald des Plateau des Fourgs und der Granges de Sainte-Croix.

Die Entwicklung der Pechöfen

Auf dem Gemeindegebiet von Les Fourgs gab es drei Pechöfen, die alle in der Nähe einer Wasserstelle gebaut wurden. An der Örtlichkeit «sur l'étang» oder «Gy-le-Mare», was so viel bedeutet wie «in der Nähe des Teiches», entstand im Zentrum des heutigen Dorfes, auf Initiative der Herren Henri de Joux, der erste Pechofen, genannt «Four Gilmart». Die Überbleibsel dieses Ofens wurden um 1930 dort aufgefunden. Der Abbau und die Verarbeitung des Pechs wurden um 1685 endgültig eingestellt.

Der «Sanglier», ein eng mit der Käserei verbundener Beruf in Frankreich, stellt aus Fichtenrinde Riemen her, die den Mont-d'Or, einem Rohmilchkäse, bereits bei der Ausreifung umgeben und diesem dann den besonderen Geschmack geben.
  •  - © Paul Verniau

Die Grenze : eine langsame Umsetzung

Der Vertrag von 1319 zwischen Hugues de Chalon, Herr von d'Arlay, und Pierre de Grandson, Herr von Belmont, ist wahrscheinlich einer der ältesten bezüglich der französisch-schweizerischen Grenze. Dieser umfasste den gesamten nördlichen Teil des Plateau des Granges von Sainte-Croix in der Grundherrschaft von Jougne.

Während mehreren Generationen waren Le Corbet und La Beuffarde Weideland welches den Bewohnern von les Fourgs und Sainte-Croix gleichzeitig gehörten. Im Jahr 1552 wurde ein Vertrag zwischen Charles Quint und den LL.EE. (Ihre Exzellenzen) von Bern unterzeichnet. In diesem wurde Le Corbet der Châtellenie von Sainte-Croix und la Beuffarde den Fourgs zugeteilt. Die Grenze in der Region von Corbet ist bis heute gleich geblieben. Auf den Grenzsteinen Nr. 13 und Nr. 16 kann man die Gravierung des Jahres 1553 erahnen, zusätzlich zum Jahre 1824, dem Datum der letzten Revision der Grenze zwischen Frankreich und dem Kanton Waadt.

Ab 1648 wurden Grenzkontrollen durchgeführt, um jeden einzelnen Grenzstein genau zu beschreiben und zu lokalisieren. Die Regel war, dass Männer aus zwei Generationen anwesend sein sollten: die Älteren, um die Grenzen zu bezeichnen und zu bestätigen, dass sie sie immer dort gesehen hatten, die jüngeren, um dieses Wissen zu erwerben. So wurde das Wissen weitergegeben.

Im Jahre 1752 wurde, die noch heute existierende Nummerierung der Grenzsteine, eingeführt. Im Laufe der Zeit wurden einige beschädigte oder gebrochene Grenzsteine ausgewechselt, was bei der Nr. 15 der Fall war, welche 1866 unter der Regierung von Napoleon III. ersetzt wurde.

Zwei wichtige Grenzsteine

Der Grenzstein Nr. 13 limitiert, auf Schweizer Seite, die Gemeinden von Baulmes und Sainte-Croix. Er wird bereits in einem Vertrag von 1415 erwähnt, zwischen dem Priorat von Baulmes, zugehörig zum Orden von Cluny und der Lehnsherrschaft von Jougne, die zum Hause von Châlon gehört. Dieser Grenzstein wurde im Zuge des Regierungswechsels auf beiden Seiten der Grenze mehrfach neu graviert.
  •  - © Marc Declein

Die Eisenminen

Die Ausbeutung (Der Abbau) der Eisenminen

Herbst 2010: Einsturz eines Schachteintritts der Mine in der Region L'Auberson.

Auf dem Plateau des Granges von Sainte-Croix wurden bereits ab Ende des 15. Jahrhunderts, und sicherlich auch schon in vorheriger Zeit, zahlreiche Eisenminen ausgebeutet (abgebaut). Man grub manchmal bis zu 18 Meter tiefe Schächte, von denen aus Stollen zur Gewinnung des Erzes abgingen. Im Übrigen hat der jüngste Einsturz eines dieser Schächte in der Region von L'Auberson (Ort «Sur les Mines») die Holzstruktur und die Ausbauarbeiten freigelegt; man kann auch Abbauspuren im Sektor des Araignys sehen. Das Erz wurde hauptsächlich im Winter zu den Hochöfen transportiert, entweder zur Mouille Mougnon, nach Noirveaux oder auch zur Dénériaz und sogar zur Jougnena am Fuss der Aiguilles de Baulmes. Diese Hochöfen funktionierten nicht alle gleichzeitig. Einige Schmieden wurden in der Nähe von Hochöfen errichtet und stellten Schornsteinplatten, Pflugscharen, Werkzeuge, Nägel, Kugeln usw. her. Das umliegende Waldgebiet lieferte die für den Betrieb dieser Industrie notwendige Holzkohle. Später erliessen die damaligen Behörden Gesetze zum Schutz der Wälder, da diese praktisch ruiniert waren.

Im Jahre 1572 lieferten die Schmieden der Region der Stadt Genf, dies innerhalb von zwei Wochen, 30'000 Kanonenkugeln. Die Aktivität auf dem Plateau war sehr intensiv.

Im Juli 1811 wurde der letzte noch in Betrieb befindliche Hochofen von Noirvaux, durch einen Wassersturm weggespült. Er wurde nicht wieder aufgebaut.
  •  - © Severine Roch

Die geschickten Bauern

Eine Landwirtschaft geeignet für die Milchwirtschaft

In dieser Mittelgebirgsregion ist die landwirtschaftliche Produktion durch schwierige klimatische Bedingungen (kühle Temperaturen, lange und schneebedeckte Winter...) begrenzt, welche die Anbaumöglichkeiten verringern. Seit langem haben sich die Bauern auf die Milchproduktion spezialisiert, wie die herumliegenden Landschaften zeigen. Milch ist die Basis für die Herstellung von Käse wie Gruyère und Comté. Man kann in der Region noch viele sogenannte jurassische Bauernhöfe mit ihren großen Doppeldächern sehen, die vorgesehen sind, um ein Maximum an Wasser in den Zisternen zu sammeln, welches für die Menschen die und Tiere notwendig ist. Die langen, strengen Winter und trockenen Sommer konnten für die Bewohner zu großen Problemen führen.

Das Vorholz: ein zerbrechliches Gleichgewicht

Diese Übergangszone zwischen Wald und Wiesen wird als «Vorwald» bezeichnet. Mehrere Jahrhunderte der Viehzucht haben dieses für das typische Jura Berggebiet, mit bemerkenswerter landschaftlicher und ökologischer Attraktivität, aufgebaut und erhalten. Die Weide ist mit Fichten übersät. Unter den dichten Zweigen finden die Kühe Schutz vor der Sonne oder dem heftigen Regen. Viele Pflanzen, wie der gelbe Enzian oder Orchideen, finden hier optimale Wachstumsbedingungen. Heute ist dieses « Vorwaldgebiet » geschützt.

Die Bauern Handwerker

Die Musikdosenindustrie entwickelte sich in der Region ab 1811. Diese Tätigkeit fand in Sainte-Croix die notwendigen Bedingungen für ihren Aufschwung: lange Winter, die die landwirtschaftliche Aktivität einschränkten und eine fleißige und qualifizierte Bevölkerung. So entstanden die Bauern Handwerker der Musikdosen. Zwischen 1876 und 1896 erreichte diese Industrie ihren Höhepunkt, wie auch ein internationales Ansehen durch die zahlreichen Ausstellungen auf der ganzen Welt. Heute ist Sainte-Croix als Welthauptstadt der Musikdosen anerkannt. Das Museum Baud in l'Auberson zeigt schöne Beispiele der alten mechanischen Musik und das Internationale Zentrum für Kunstmechanik, CIMA in Sainte-Croix, erzählt die Geschichte.

Die Musikdosenindustrie hat vielen Gebäude der Region seinen Stempel aufgedrückt. Die leicht erkennbaren Doppelfenster ermöglichten es dem Handwerker, der an seinem Werktisch saß, über genügend Licht zu verfügen um eine einwandfreie Arbeit auszuführen.

Das Plateau des Granges von Sainte-Croix

Das Plateau des Granges von Sainte-Croix

Auf diesem Kalksteinplateau erodiert das Wasser langsam in dem es das Gestein durchdringt und dieses auflöst. An einigen Stellen zeugen die Dolinen, trichterförmige Vertiefungen, von diesem Phänomen. Andernorts, wo der Boden durch alte Eisdepots Wasserundurchlässig geworden ist, stagniert dieses und bildet Torfmoore, die für die Region typisch sind. Während des 12. Jahrhunderts wurde es für die Bewohner der Region von Sainte-Croix zu eng im Tal. Und allmählich fingen sie an, dieses Plateau aufzuräumen und Scheunen zu bauen um den Sommer mit ihrem Vieh zu verbringen.

Eine starke industrielle Vergangenheit

Am Bach Noiraigue, dessen Ursprung in der «Mouille au Sayet» einige hundert Meter entfernt liegt, wurden entlang seines Laufes mehrere Mühlen und Sägewerke errichtet. Zwei Hochöfen funktionierten weiter östlich, in Mouille-Mougnon und in Noirveaux nahe der Grenze zu Neuenburg. Ein dritter Hochofen befand sich ebenfalls in La Dénériaz, einem Nebenfluss der Noiraigue. Wie auf Seite 13 erwähnt, wurden zahlreiche Eisenbergwerke bis Anfang des 19. Jahrhunderts betrieben. Sie versorgten die Hochöfen mit Eisenerz bis in die Region Jougnena am Fuße der Aiguilles-de-Baulmes. Um 1750 entstand in Sainte-Croix eine neue Tätigkeit, eingeführt in die Schweiz von protestantischen Flüchtlingen nach der Aufhebung des Edikts von Nantes: die Herstellung von Spitze. Diese ernährte eine ganze Bevölkerung und es entwickelte sich auch ein grosses Gefallen an der schönen Handwerksarbeit. Nach und nach wurde diese rückläufige Industrie durch die Herstellung von Muskdosen ersetzt.

Die Route der Bourgogne

In unserer Nähe führte die Route de la Bourgogne, eine Handelsstraße aus Frankreich. Sie wurde bis etwa 1650 genutzt und diente hauptsächlich dem Transport von Salz, welches in Salins hergestellt wurde und das ganze Schweizer Plateau versorgte. Damals war Salz eine sehr wertvolle Ware und unerlässlich für die Konservierung von Fleisch. Diese Handelsstrasse verlief am Fuße des Franc Castel, welches im 14. Jahrhundert in der Nähe des Weilers La Chaux wieder aufgebaut wurde.
Von dieser Festung aus überwachten die Burgunder den Durchgang von Entre Roches, wo unterhalb eine Maut erhoben wurde. Dieser gehörte zum Haus von Châlon als er 1536 von den Bernern mit Hilfe der Sainte-Crix zerstört wurde. Er wurde nie wieder aufgebaut. Auf der Strasse von Vuiteboeuf nach Sainte-Croix sind noch einige Abschnitte dieser alten Verkehrsachse gut sichtbar. Viele Rillen wurden von den Karren und den Menschen in den Fels gegraben, um zu verhindern, dass die Räder abrutschten und die Gespanne ins Leere kippten. Um mehr über diese Strecken zu erfahren, gibt es entlang dieser Wege fünf didaktische Tafeln zu entdecken.
  •  - © Marc Declein

Der Sumpf in der Vraconnaz

Ein Ort von nationaler Bedeutung

Das Vraconnaz-Moor ist ein schönes Beispiel für einen feuchten Hochgebirgskomplex, in dem sich hohe Torfmoore und Niedermoorgebiete vermischen. Das Gelände gehört der Schweizerischen Naturschutzliga und ist heute ein Naturreservat. In diesem «nordischen» Milieu leben viele seltene Pflanzenarten, von denen einige normalerweise in den arktischen Regionen wachsen. Die Moose sind mit fast 154 Arten besonders gut vertreten. Vor Ihnen sehen Sie Kiefer mit Haken, eine typische Art der hohen Torfmoore auf dem Weg zur Trocknung, die das Gelände allmählich besiedeln. In der Nähe des Bodens bildet das Heidekraut kleine Hügel. Im August bedeckt ihre Blüte das Moor mit einem rosa Teppich. Dieses geschützte Reservat ist delikat!

Die Kohle der Armen

Ein Teil des Moores wurde im 18. und 19. Jahrhundert aktiv bewirtschaftet. Damals fehlte das Brennholz in den Dörfern. Die Verwendung von Kohle verlangsamte den Abbau, der aber zwischen 1914 und 1918, dann zwischen 1940 und 1945 wieder aufgenommen wurde und sporadisch bis in die 60er Jahre anhielt. Das Entfernen der Schollen, für die Verbrennung, war eine relativ einfache Aufgabe. Ende Mai wurden mit speziellen Schaufel Briketts von etwa 22 cm Länge und 12 cm Breite ausgehoben und dann auf einer Schubkarre, der Barou, in den Trocknungsbereich transportiert. Dort wurden sie auf der Kante angeordnet und zwei bis drei Monate lang getrocknet. Dann wurden sie in Form von kleinen Pyramiden, genannt Laternen (in Frankreich) oder «Châtelets» (in der Schweiz), gestapelt. Im Herbst konnten sie in den Öfen verbrennen, was diesen charakteristischen bitteren Geruch auslöste.

Kantonaler Grenzposten Nr. 5, der sogenannte «Spaltstein», zwischen Le Vitiau und dem Gipfel des Frâches gelegen.

Eine veränderte Landschaft

Am 26. September 1987 ereignete sich auf der Mouille de la Vraconnaz ein merkwürdiger und gewaltiger Erdrutsch. Seit dem Vortag ergossen sich Wasserstürme über die Region. Am Samstagmorgen, dem 26. September, begann sich die Torfmasse von ihrer Basis, stromaufwärts gelegen, zu lösen und tausende Tonnen Torf rutschten den kleinen Hang hinab. Nach Ansicht der Wissenschaftler reichte der natürliche Einsturz des Torfes nicht aus, um die in so kurzer Zeit gefallenen Regenfälle zu absorbieren. Zwischen der vier bis fünf Meter dicken Torfmasse und der wasserdichten, rutschigen Mergelschicht bildete sich allmählich ein Wasserkissen. Aufgrund des Hanges hat sich die Torfmasse, von Wasser durchtränkt, gelöst und ist den Hang runtergerutscht bis sie vom Hügel angehalten wurde. Seither hat die Vegetation allmählich ihre Rechte auf dem Moor wiedererlangt und nach und nach die Spuren dieses natürlichen Unfalls ausgelöscht. Von hier aus sieht man das Dorf La Vraconnaz, das Chasseron-Massiv mit dem Cochet und den Petites Roches. Der Gipfel des Fâches, nördlich der Vraconnaz, bildet die Grenze zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt.
  •  - © Elisabeth Contejean

Die drei Steine des Vitiau

Internationaler Grenzposten Nr. 182 zwischen dem Kanton Neuenburg und Frankreich und Grenzposten Nr. 1 (großer Grenzposten) zwischen dem Kanton Waadt und Frankreich.

Streit und Wirbel zwischen les Fourgs und Sainte-Croix

Die dichte und ausgedehnte Bewaldung war ebenfalls eine der Ursachen für die Schwierigkeit, die Grenzen der Gemeinschaften zu bestimmen, was im Laufe der Jahrhunderte zu ständigem Streit führte. Zwischen den Bewohnern von Les Fourgs und Sainte-Croix kam es häufig zu Rechtsstreitigkeiten über Holzfällungen und Weideflächen. Im Jahr 1414 wurde mit einem Vertrag der Beginn der Reduzierung des Gebietes der Fourgs markiert, das östlich von Vraconnaz, die Corbet und die Limasse umfasste, zugunsten der Schweizer, mit denen die Erzherzogin Marguerite 1524 einen Vertrag schloss, um sich ihre Neutralität zu sichern und ihnen die «usurpierten» Gebiete zu gewähren. Im Jahr 1552 wurde die Abgrenzung der Gebiete zwischen Bern und Burgund genehmigt und ein neues Abkommen zwischen Les Fourgs und Sainte-Croix geschlossen, damit kein Holz in Vitiau gefällt wird. Mit der Côte-aux-Fées und dem Kanton Neuenburg dauerten die Auseinandersetzungen bis 1767 an. Die Neuenburger betrachteten den Sektor des Vitiau als ihr Eigentum und zahlten hohe Beiträge an die Einwohner, die die Grenzsteine betrügerisch verlegten. Am Ende gelangten die Schweizer in den Besitz von 108 Hektaren, die zuvor Frankreich gehörten.

Der Ort Les Trois Pierres du Vitiau war schon in der Antike ein Ort von Konflikten und Verhandlungen. Er befand sich nämlich an der Kreuzung des Kantons Neuenburg, Savoyen und Burgund, und die Lage des Grenzpostens an diesem Standort wurde seit langem in Frage gestellt. Nach vielen Auseinandersetzungen wird die Grenze neu definiert, indem der «Séquestre du Vitiau» (in der Schweiz als «Beschlagnahmung» bezeichnet) halbiert und der neue Grenzposten Nr. 1 auf halbem Weg zwischen den Trois Pierres und dem alten Grenzposten platziert wird. Deshalb wurde die Stätte der Trois Pierres 1648 endgültig in das Gebiet von Comtois überführt.

Kleine Grenzkonflikte zwischen Frankreich und der Schweiz

Die Sezession von Les Fourgs

Unzufrieden mit den Beleidigungen, die ihnen die burgundischen Offiziere zugefügt hatten, und protestierend gegen ein Dekret ihrer Herrscherin Erzherzogin Margarete von Österreich, unterzeichneten die Bewohner Les Fourgs und Les Verrières 1510 einen Vertrag, in dem sie zu Subjekten der Neuenburgerherrschaft wurden. Da diese Tat als Verbrechen gegen die Majestät angesehen wurde, deren Folgen schwerwiegend sein konnten, trat eine Instanz zusammen und schließlich legte die Gemeinde Les Fourgs erneut einen Treueschwur gegenüber ihren burgundischen Herrschern ab. Die Erzherzogin übergab ihnen dann Abschaffungsbriefe (1512), mit denen ihnen Erlaß gewährt wurde, die Freigrenzen und Privilegien der Einwohner erneuert und die Klagen aufgegeben wurden.

Ein 1762 zwischen Les Fourgs und Sainte-Croix geschlossenes Abkommen veranlasste den Bau einer Steinmauer, um die Herden zu trennen und die Abgrenzung der jeweiligen Gebiete zu materialisieren. Die Leute von Les Fourgs wollten sich nicht auf irgendeine Weise an seinem Bau beteiligen, und trotz der Drohungen der französischen und schweizerischen Regierung übernahm die Gemeinde Sainte-Croix, die den Krieg satt hatte, allein die Baustelle.

Eine 1762 zwischen Les Fourgs und Sainte-Croix geschlossene Vereinbarung sah den Bau einer Steinmauer vor, um die Herden zu trennen und die jeweiligen Gebiete voneinander abzugrenzen. Die Einwohner von Les Fourgs wollten sich jedoch in keiner Weise an diesem Bau beteiligen, und trotz der Drohungen der französischen und der Schweizer Regierung übernahm die Gemeinde Sainte-Croix, die des Krieges müde war, allein die Bauarbeiten. 

Unfälle und Zwischenfälle im Grenzgebiet

Neben den Wald- und Landkonflikten waren auch die Beziehungen zwischen den Nachbarn von Unannehmlichkeiten geprägt. Mit der lutherischen Reformation rückte ab 1520 ein Teil der Schweizer Kantone, darunter auch Bern, von der römisch-katholischen Kirche weg. Auf den Ländereien von Le Vitiau in Richtung La Joux Verte hielten die Bewohner von Les Fourgs, die katholisch geblieben waren, die Gruppe der protestantischen Prediger an, die von Sainte-Croix abgereist war und kam, um zu versuchen, die Region zur neuen Religion zu konvertieren.

Namen und Bezeichnungen auf dem Plateau des Fourgs

Das einzige Gebiet der Gemeinde Les Fourgs umfasst heute mehr als 150 Orte. Diese Begriffe sind Elemente und Faktoren, die es uns ermöglichen, die lokale Geschichte und Kultur durch die Ortsnamen zu verstehen, deren Ursprünge aus den vielfältigen Nutzungen des Territoriums stammen.

Namen, die eine Familie angeben

  • Von einer Besitzerfamilie des Ortes: Granges-Berrard, Creux Fuchard, Pré Gonty, Bois Jean Guillemin, Crêt Grisard, Combes Maudry, à la Girarde, Combette à la Françoise...
  • Von einer Abweichung oder der Nähe des Ortes: Auf dem Feld bei Coutet, Hinter den Bauds, Zu den Bulle und die Girarde, Unter den Wiesen Caboz, Vor der Scheune Colin...

Namen mit Ursprung in der Umwelt und ihrer Verwendung

Auf der Drezette (vom Patois «draisse»: Barriere), Aux Grammont (vom Patois «gromon», was Hund-Zahn bedeutet) Ez chezelet (zum kleinen Tschazal), ...

Leider sind einige Ortsnamen noch ein Rätsel und es scheint schwierig, den Ursprung zu klären: Les Buclés, le Fargan, Au Rafour, A la Tabenne, Aux Equoitiez,...

Orchis militaris, eine Pflanze, die früher zur Behandlung von Darmbeschwerden bei Kindern verwendet wurde, blüht von Mai bis Juni.

Ab April entwickeln sich einige frühlingshafte Arten wie die Waldanemone und die Baumprimel am Fuß der Heckenbäume oder an den Waldrändern.
  •  - © Marc Declein

Kriege und Konflikte zwischen Frankreich und der Schweiz

Die Verwüstung der Schweden 1639

Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) kam ein Schrecken über die Franche-Comté. Die Truppen von Sachsen-Weimar, zusammengesetzt aus Schweden, Franzosen, Burgundern und Schweizern, plünderten, verbrannten, massakrierten und verwüsteten 1639 das Gebiet. Das Dorf Les Fourgs musste viel leiden und die Bewohner mussten sich in den Dörfern und Ortschaften der Umgebung verstecken. Ein Teil der Bevölkerung emigrierte nach Savoyen.

Die Invasionen von 1813 und 1815

Während die Krieger der Revolution und des Ersten Kaiserreiches die Region verschonten, trafen am 30. Dezember 1813 hunderte von russischen Reitern der Armee von Schwarzenberg ein, die von Neuenburg über Les Verrières aus das Dorf Fourgs besetzten. Die finanziellen Kosten der Besetzung waren für die Gemeinde sehr hoch und diese von Parasiten befallenen Kosaken hinterließen viele Jahre eine schmerzhafte Erinnerung. Das Ende der Hundert Tage bringt eine neue, aber kürzere Beschäftigung. Die mageren napoleonischen Truppen, die vom Fort de Joux abgezogen wurden, um die Grenze zu beschützen, kamen auf den Hügel, vor dem heute der Schweizer Zoll errichtet wird. Von diesem Punkt aus sahen sie die Schweizer Bataillone, welche sich auf dem Plateau de l'Auberson ausbreiteten, was einige Schießereien ohne Opfer auslöste. Am nächsten Tag marschierten Schweizer Truppen in Les Fourgs ein.

Die französischen Truppen vom General Bourbaki flüchten in die Schweiz, indem sie die Durchgänge durch Les Verrières und Les Fourgs benutzen.

Falscher Alarm im Jahre 1917

Aus Angst vor einem Überlaufen der deutschen Truppen an der Fron, die von Süden über die Schweiz kamen, ließ der französische Generalstab die Verteidigung und den Schutz der Grenze verstärken, indem er zwei Posten einrichtete, einen am Haute Joux, den anderen in Granges-Berrard. Es gab keine Invasion, und nur kanadische Soldaten nutzten das Holz der Wälder von Les Fourgs für die Herstellung von Kampfflugzeugen.

Der zweite Weltkrieg

Erneut besorgt über einen möglichen Überraschungsangriff der deutschen Armee durch die Schweiz, setzte das Grand Quartier Général des französischen Heeres im März 1940 an den Fourgs eine bedeutende militärische Beschützung ein, die mehr als 4000 Mann zählte. Im Winter 1940 führten diese Truppen eine Verteidigungslinie durch, die vom Generalissimus Gamelin inspiziert wurde, aber unbrauchbar blieb: riesige Panzergräben vom Grand-Bois bis zu den Placettes, Casemates und Blockhaus, Stacheldrahtnetze und gefällte Bäume. Diese Truppen, deren Verhalten zu wünschen übrigliess, schlossen sich im Mai 1940 der Nordfront an. Am 17. Juni, mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Pontarlier und dem Angriff auf die Forts von Larmont und Joux, begann die Flucht von 500 Einwohnern aus Les Fourgs in die Schweiz, nach L’Auberson. Am 19. Juni kamen die Geflüchteten wieder zurück und die Bevölkerung erlebte die deutsche Besetzung bis zum 5. September 1944, dem Tag der Ankunft der französisch-amerikanischen Befreiungstruppen. In der Zwischenzeit erlebte das Gebiet von Les Fourgs die Einrichtung eines französischen Kriegsgefangenenlagers, die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien, einige Luftwarnungen und die Tätigkeit von Widerstandsnetzen zwischen Frankreich und der Schweiz.

Der 1940 von der französischen Armee gemachte Graben ist an einigen Stellen auf dem Gebiet von Les Fourgs noch sichtbar. Dieser Streifen Land, der verlassen wurde, wird allmählich wieder aufgeholzt.
  •  - © Ludivine Epailly